NICHTS ALS DIE WAHRHEIT |
Gegendarstellung II
I
DEINE ELTERN (aka. HANS UND DIE DOPPELOTTOS aka. TAPSIE MISCHKE) ist ein Indiepunkduo bestehend aus Jörg, der große Mann mit... dem Kopf, und Niklas, der auch als der Fiese mit der Friese bekannt ist. Beide teilen sich Gitarre, Schlagzeug und Mikrofon brüderlich. Bei den ersten Bandproben, bei dem es noch kein eigenes Material gab, coverte die Band "Dream a little dream of me" an der Version von the Mamas and the Papas angelehnt, weshalb sich das Duo Deine Eltern taufte
Die Anfänge der Band reichen bis in das Jahr 1998 zurück, als man sich noch unter dem Namen DIE GANZEN ROSEN als deutschsprachige Hairmetalband verdingte. Da die beiden Freunde aber keinen Jack Daniels mochten, in Spandexhosen albern aussahen und nicht zuletzt weil Köln, die Wahlheimat der Band, seinerzeit nicht unbedingt als Mekka für derartige Musikrichtungen angesehen werden konnte, änderte die Band bereits nach einem Jahr ihre Konzeption und wurde zur Indiepunkkapelle. Indiepunk, soviel soll der Nomenklatur hier eingeräumt werden, versteht sich als eine Spielart des Punkrocks, die sich jedoch dessen konservativen und engmaschigen Reglementierungen entzieht. Mit anderen Worten eiferten unsere Unvermögenboys ihren Vorbildern ECHT, TON STEINE SCHERBEN und TOCOTRONIC nach, schrieben dutzendweise Songs mit ausgeklügelten Anspielungen auf weitestgehend unbekannte Literatur und blieben für die nächsten Jahre sowohl vom Kölner an sich als auch vom interessierten Fachpublikum unbehelligt.
Doch das sollte sich 2005 mit dem selbstproduzierten Album „Super“ schlagartig ändern. Mit sowohl aufrührerischen als auch antikapitalistisch politisierenden Hits wie „… und im Getränkemarkt brannte noch Licht“ oder „Jazzzigaretten“ avancierten die Eltern schnell zu Szenegrößen. Auch der 2006 veröffentlichte Nachfolger „toGo!“ wurde von der Fachpresse mit den Worten „auffällig okay“ regelrecht abgefeiert. Das 2007 nachgelegte Album „Roboterinvasion“ markierte den Höhepunkt der Anfangsphase und verschaffte der Band sogar Engagements in Münster, Wuppertal und Ingelheim. Wenngleich Jörg und Niklas als Söhne gutbürgerlicher Familien und mittlerweile ordentliche Studenten nicht der Hausbesetzerszene zugeordnet werden konnten, wurden sie doch von eben dieser heftig abgefeiert. Auch die Acts, für die die Eltern mittlerweile eröffneten, wurden immer namhafter. So erinnern sich die beNuts, Normahl und auch Knorkator gewiss heute noch gern an die gemeinsame Zeit mit den jungen, wilden Eltern.
Den Kinderschuhen längst entwachsenen strebte die Combo nach Superlativen. Das 2009 veröffentlichte „Los lauf, kleiner Vogel“ stellt die erste Begegnung mit dem Experimentalrock dar. Und auch wenn die 2011 veröffentlichte „OK Kaffeevollautomat“ als gescheiterter Versuch, das gleichnamige Album der britischen Band Radiohead eins zu eins nachzuspielen, zu betrachten ist, sind die Kompositionen hierauf für sich gesehen Songschreiberperlen. So gibt Jörg in „Spielhallenaufsicht“ einen tiefen Einblick in seine absurden Versuche einem vernünftigen Broterwerb nachzugehen. Auch Niklas stilisiert den kleinbürgerlichen Grillabend in „Los lauf, kleiner Vogel“ in zugleich rührend melancholisch Weise jedoch gespickt mit bitterem Sarkasmus. Nicht alle Fans waren bereit, diesen extravaganten Weg gemeinsam mit ihren einstigen Idolen zu beschreiten. Tatsächlich machte das Label EMPTY HEAD RECORDS nach der Veröffnetlichung von "Los lauf, kleiner Vogel" dicht. Und auch LEBENSGEFAHR, das das Remix-Album "Los flieg, kleiner Hund" Neuschöpfungen namhafter Künstler auf den Markt warf, schloss kurze Zeit darauf seine Pforten. Niklas und Jörg machten sich die Tragweite ihres Schaffens bewusst. Die Wogen mussten geglättet werden. Sie mussten ein Album veröffentlichen, das ihrem künsterlichen Ansatz nicht preisgab, aber zugleich den Ansprüchen der Zielgruppe gerecht wurde. Dies Drahtseilakt gelang mit dem 2013 dargebotene „The War on Vulcanism“, das den Punkrock der Band neu definierte.
Nur die Zukunft wird zeigen, wohin sich Deine Eltern als nächstes orientieren werden.